Können Sie abwarten, ohne nervös oder gar wütend zu werden? Geduldig zu sein, scheint nicht so recht in die heutige Zeit zu passen. Denn Schnelllebigkeit und Selbstoptimierung beherrschen den Alltag. Doch Geduld wird weitgehend unterschätzt, wenn man ihre Vorteile erkennt und sie richtig einzusetzen weiß. Was also wissen Sie über (Ihre) Geduld?
Neulich bedankte sich eine Auftraggeberin für meine Geduld, auf die Realisierung eines neuen Projekts lange gewartet zu haben. Ich antwortete ihr, dass in meinem Leben, Geduld zu einer meiner wichtigsten Stärken erwachsen ist. Woraufhin sich zwischen uns ein Gespräch entspann, inwieweit man Geduld überhaupt erlernen könne und daraus auch die Idee zu einem neuen Seminar.
Ja, Sie können üben, geduldig zu sein!
Geduld ist allgemeinhin bekannt als die Fähigkeit zu warten, aber es verbirgt sich noch weit mehr hinter dem Begriff. Sie gehört zu den menschlichen Kerntugenden und wird auch im Christentum, Islam und Buddhismus als wichtige Fähigkeit angesehen. Aber warum nur, scheint diese Tugend weit mehr wert zu sein, als ihr zeitgenössischer Ruf zulässt?
Geduld gilt beispielsweise, neben Intelligenz und Talent, als Erfolgsindikator für berufliches Vorankommen. Wer über die Geduld verfügt auf Dinge warten zu können und das Ziel nicht aus den Augen verliert, auch unter Stress und Zeitdruck, ist im Leben auf lange Sicht bevorteilt.
Aber Geduld bedeutet nur augenscheinlich, dass schlicht das Warten an sich eine goldene Tugend wäre. Eigentlich gemeint ist weit mehr: Geduldige verfügen einerseits über mehr Durchhaltevermögen und Toleranz, andererseits geht ein geduldiger Mensch gelassener mit Situationen des täglichen Lebens um und legt weitaus mehr Milde und Nachsicht mit seinen Mitmenschen an den Tag. In der Summe haben geduldige Menschen also die Fähigkeit mit dem Leben gefestigter umzugehen – sie bringt nichts so schnell aus der Bahn, weil sie Weitblick besitzen und selbst in schwierigen Situationen Gelassenheit bewahren können.
Geduld wird belohnt
Natürlich mag ein abwartendes, geduldiges Agieren im ersten Augenblick nicht immer vorteilhaft erscheinen. Denn alles, was Sie sofort haben können, ist verführerisch. Wozu Disziplin aufbringen, wenn Bedürfnisse sofort erfüllt werden können? Doch der Schein trügt. Insbesondere im täglichen Leben hat Geduld viele Vorteile:
- Ein geduldiges Verhalten mit Ihren Mitmenschen, z. B. in potentiellen Streitsituationen, birgt weniger Konfliktpotential – was automatisch Ihre sozialen Kontakte stärkt, denn Ihre Freunde, Familie oder Kollegen werden es Ihnen danken, wenn Sie Eskalation vermeiden wollen.
- Geduld fördert Ihre innere Ruhe, um bei Herausforderungen oder Problemsituationen eine gute Lösung zu finden.
- Aus innerer Ruhe, resultiert ein positiver, physischer Effekt: Wer sich weniger aufregt, hat einen ausgeglichenen Blutdruck und infolgedessen langfristig eine höhere psychische Stabilität.
- Wer Geduld an den Tag legt, besitzt die Fähigkeit eigene Ziele langfristig zu sehen und bleibt auch bei „Durststrecken“ am Ball.
- Durch langfristiges Denken bei der Umsetzung von Zielen und Wünschen, erleiden Sie automatisch weniger Druck. Das Erreichen eines Ziels ist nämlich nicht von der Zeit bis zur Umsetzung abhängig, sondern davon, DASS! Sie es erreicht haben.
- Daraus ergibt sich wiederum die Möglichkeit mit Ihren Zielen, Wünschen und Ihrem Leben allgemein, objektiver umzugehen – Sie besitzen Weitblick!
7 Ratschläge & Tipps um Geduld zu üben
Plötzlich geduldiger zu werden, klingt leichter gesagt als getan. Um mit mehr Gelassenheit durch das Leben zu gehen, braucht es eine grundsätzliche Veränderung der eigenen Einstellung. Natürlich benötigt ein stürmischer und Affekt-geleiteter Mensch Zeit, um die Ausrichtung von Denken und Handeln in eine andere Richtung zu vollziehen.
Um das zu schaffen, sollten Ihnen die Vorteile der Geduld klar werden und auch in Ihr Leitmodell des Lebens passen:
- Wollen Sie alle Dinge immer sofort?
- Wenn Sie Dinge nicht sofort haben können oder Ziele nicht unverzüglich erreichen können, entsteht bei Ihnen ein Gefühl von Unzufriedenheit?
- Pochen Sie gern auf Ihrer Meinung?
- Werden Sie schnell ungehalten, wenn Sie im täglichen Leben unvorbereitet warten müssen z. B. bei Zugverspätung, an der Kasse, etc. ?
- Problemsituationen, die ungeklärt sind, können Sie schlecht oder gar nicht über einen gewissen Zeitraum ertragen?
- Persönliche Niederlagen und Scheitern sind für Sie unerträgliche Zustände, die Ihr Selbstwertgefühl angreifen?
Je mehr diese und ähnliche Aussagen auf Sie zutreffen, desto ungeduldiger sind Sie und desto mehr erschweren Sie sich unnötig Ihr Leben. Sicherlich braucht jeder Mensch Ziele, auf die er hinarbeitet, Wünsche, die erfüllt werden wollen und das Gefühl von Erfolg ist für jeden überlebenswichtig – denn nur so empfinden wir Sinn für unser Dasein. Doch durch die ständige Optimierung unseres Lebens, stetigen Leistungsdruck und den immerwährenden Zwang perfekt sein zu wollen, begeben wir uns in einen Teufelskreis, der uns nicht nur unter immensen Stress setzt, sondern im schlimmsten Fall krank macht: Depressionen, Burnout und Schlaflosigkeit können die Folge sein.
SEMINAR-TIPP:
Geduld und Achtsamkeit in atemloser Zeit
Um ein erfülltes Leben zu führen, braucht es also ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Zielen, Strebsamkeit und die Geduld, gegenwärtige Dinge als gegeben anzunehmen und keine Angst vor Rückschlägen zu haben.
Diesen Zustand zu erreichen und Geduld zu erlernen, ist möglich, indem Sie folgende 7 Ratschläge beherzigen:
1.) Richtungswechsel: Als wichtigstes Instrument für mehr Geduld gilt eine realistische Perspektive. Gewisse Dinge können Sie zwar durch Ihr Zutun beschleunigen, aber häufig macht es sie nicht besser. Versuchen Sie zu akzeptieren, dass Geduld bedeutet, den Dingen Zeit zu geben. Anders formuliert: „Kommt Zeit, kommt Rat.“
2.) Schlafmangel vermeiden: Genügend Schlaf ist nicht nur für Ihre Gesundheit unerlässlich. Unausgeschlafene Menschen sind nicht nur unkonzentriert, sondern auch leichter reizbar. Geduld braucht also ausreichende Erholungsphasen!
3.) Leben Sie gesund: Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass ein Zusammenhang zwischen einem ungesunden Lebensstil und einer ungeduldigen Verhaltensweise besteht. Wenn Sie sich bewusst ernähren und einen Blick auf den Konsum von Genussmitteln wie Alkohol und Zucker behalten (Zigaretten sind neben allen anderen Risiken auch hier ein Negativ-Faktor!), können Sie Ihre Geduld nachweislich steigern.
4.) Konzentration lenken:Wenn Sie in einer Situation stecken, die Ihre Geduld erfordert, diese für Sie aber nicht schnell genug vorangeht, versuchen Sie sich auf etwas anderes zu konzentrieren und Ihren Fokus zu verlagern, um sich nicht nur von Ihrer Ungeduld abzulenken, sondern auch den aufgebauten Druck zu reduzieren.
5.) Realistische Fristen setzen: Unter Zeitdruck reagieren nicht nur viele Menschen ungeduldig, sondern sie setzen sich auch massiv unter Druck. Damit Sie Ihre Ziele und Projekte mit Geduld bearbeiten können, brauchen Sie genügend Zeit für die Umsetzung. Planen Sie lieber etwas mehr Zeit ein und agieren Sie ruhig. Hier können Atemübungen und Autosuggestionen wie „Eins nach dem anderen.“oder „Immer mit der Ruhe.“unterstützend wirken.
6.) Mit Geduld lernen, geduldig zu sein: „Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut.“– Zugegeben ein etwas abgenutztes Sprichwort, aber trotzdem mit hohem Wahrheitsgehalt: Geduld lernen ist ein Prozess. Wenn Sie lernen wollen, geduldiger zu sein und von den Vorteilen profitieren möchten, sollten Sie sich Zeit geben. Wichtig dabei ist, dass Sie sich selbst beobachten und selbst kleine Veränderungen an Ihrem Verhalten positiv wahrnehmen und wertschätzen.
7.) Etappenziele setzen: Niemand kann unendlich Geduld haben und Rückschläge, Verzögerungen oder Niederlagen ertragen, ohne ungeduldig und fahrig zu werden. Wenn Sie Ziele erreichen wollen, zerlegen Sie diese am besten in kleine Teile. Diese sollten aufeinander aufbauen, um nacheinander erreicht werden zu können. So haben Sie einen Überblick und kommen Ihrem Ziel in Etappen näher. Unerlässlich dabei ist eine Belohnung nach jedem erfolgreich erledigten Teilsieg. Sie bleiben dadurch positiv und im Umkehrschluss geduldiger bei der Umsetzung der nächsten Etappe.
Neben diesen Tipps gibt es noch unzählige weitere Möglichkeiten, um Geduld zu trainieren. Die Quintessenz bei allen Übungen für mehr Geduld und Gelassenheit ist jedoch immer die Konzentration auf sich selbst. Beobachten Sie sich bei Ihrem täglichen Verhalten und reflektieren Sie Ihre Art mit täglichen Situationen umzugehen. Grundsätzlich erfordert die Tugend der Geduld weit mehr als einige Regeln zu beachten, sondern eine ausgeglichene und an Weitsicht orientierte Einstellung.
Viel Erfolg bei Ihrem Weg zu mehr Geduld und Ausgeglichenheit!