Warum ich ein Fan von Printmedien bleibe

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„Die Printmedien sterben aus“ oder „Print ist tot“ sind Schlagzeilen, die immer wieder zu lesen sind. Die Gründe dafür werden in Fachkreisen unterschiedlich betrachtet. Von der „Schuld des Internets“ über Verlust von Relevanz bis hin zur „Ignoranz der Verlags-Chefs“ gegenüber einer zeitgemäßen digitalen Strategie. Für mich aber wird die Zeitung aus Papier nie sterben, weil sie aus meinem Leben nicht wegzudenken sind.

 

Rituale sind eine Wohltat

Auch wenn mich einige Ernährungsexperten sicher dafür schelten werden: Ich liebe es, meine Tageszeitung während des Essens zu lesen. Vielleicht nicht der elegante Weg und sicher nicht immer eine saubere Angelegenheit, aber es ist sehr meditativ. Ich meine sogar, erst durch das Studieren des Papiers nebenbei, esse und kaue ich sorgsamer.

Jeden Morgen Glücksgefühle, wenn die frische Zeitung im Kasten liegt und beim Frühstück nach Wichtigkeit sortiert wird. Ich habe da meine eigene Reihenfolge. Erst zur Erfrischung und Erbauung die letzte Seite mit Kunterbuntem, dann die erste Seite mit den aktuellen Ereignissen. Danach Politik und Zeitgeschehen, Wissen und Forschungsergebnisse und je nach Aktualität alles andere. Diese Zeremonie wird täglich wiederholt und hat sich als sehr fokussierend für den beginnenden Tag bewiesen. Insbesondere für mich als kreativ arbeitende Trainerin & Coach unerlässlich als Eingebung für neue Strategien und Konzepte.

 

Kompakt & Leserfreundlich

Zeitung ist natürlich nicht gleich Zeitung. Ich habe seit Jahren meinen Favoriten und kann selbstverständlich nur von dessen Inhalten ausgehen, aber das Format einer gut strukturierten (Tages-)Zeitung ist für mich ein Geschenk. Aktuelle Informationen nach festen Kategorien sortiert und leserfreundlich vorbereitet für meinen Start in den Tag. Was braucht man mehr?

Ja, selbst meine Tageszeitung bietet neben ihrer Printausgabe auch ein Online-Format an. Mag man mich antiquiert titeln, aber die Aufmachung und Struktur in Onlinemedien ist eben nicht mit einer Printausgabe zu vergleichen. Online entscheide ich mich gezielt für ein Ressort, erhalte zwar Verweise, aber habe häufig das Gefühl in einer Informationsflut zu versinken, die ich nie vollständig überblicken kann. Es findet sich kein Ende. Print leitet mich durch das Papier – ich sehe eine Schlagzeile, lese den dazugehörigen Artikel und werde womöglich durch den darunter liegenden Artikel auf ein weiteres Thema aufmerksam.

 

Papier hilft gegen das Vergessen

Es mag sein, dass ich jede erdenkliche Information unkompliziert aus dem Internet abrufen kann. Bequem, schnell und jederzeit. Eine unendliche Fülle von Wissen, auf die man immer und von jedem Ort aus zugreifen kann. Natürlich kann man über die Qualität und Richtigkeit der Informationen diskutieren, gerade in einer schnelllebigen Zeit wie heute, aber das steht auf einem anderen Blatt. Wichtiger ist jedoch, dass Informationen, die ich aus einer Zeitung in Papierform gezogen habe, erfahrungsgemäß für mich tatsächlich länger in Erinnerung bleiben. Nicht weil sie zwingend besser recherchiert oder aufbereitet sind, sondern weil sie nicht flüchtig sind. Ich kann bei Bedarf noch einmal nachblättern, sogar einen relevanten Zeitungsausschnitt aufheben, aber auch die Tatsache der Haptik ist nicht außer Acht zu lassen. Etwas, das ich in den Händen hielt, behält eine größere Präsenz in meinem Gedächtnis. Als digitale Datei abspeichern, mag Platz sparen, aber auch in meiner Erinnerung.

 

Die letzte Instanz

Vorab bitte ich um Verzeihung bei jedem Journalisten oder Verleger – aber natürlich ist nicht jeder Teil einer Zeitung immer von Interesse. Was aber zum Wegwerfen zu schade ist, kann auch einen sekundären Sinn beinhalten. Alles was nicht interessiert, bildet einen akkuraten Stapel in der Küche. Wartend auf vielfältige Zwecke. Ob als Schrankpapier im “Müllfach” oder Unterlage zum Schuhe putzen. Nicht zu vergessen, als alter Hausfrauentrick für streifenfreie Scheiben beim Fensterputzen – Recycling, Upcycling, wie auch immer, jedenfalls ungemein nützlich.

Die Zukunft der Printmedien ist durchaus ungewiss und gefährdet. Ob die Gründe dafür nun fehlende Visionen oder Ignoranz sind, vermag ich nicht zu beurteilen. Aber für mich steht fest: Meine Tageszeitung in Papierform ist Informant, Inspiration und Lebensgefühl zugleich. Vielleicht muss ich irgendwann umsteigen, aber bis es soweit ist: Ein Hoch auf die Printmedien!